Der süße Schmerz, die erregende Furcht und die Erfahrung

Erfahrungen einsammeln - die Sinne ausloten
Am Ende hat eine Seite gesiegt – entweder du hast dich eingelassen oder nicht. Wenn du dich eingelassen hast, bist du mit deinen Dämonen konfrontiert worden – und du hast sie entweder lieb gewonnen oder du hast beschlossen, sie in Zukunft zu meiden.
Mit etwas Glück hast du am Ende einige Erfahrungen über dich eingesammelt. Du konntest einen Blick in die Nischen deiner Psyche werfen, hast gelernt, zu erleiden und zu erdulden und die Sinneslüste körperlich zu erleben, von denen du oft geträumt hast.
Tief in dir lauern die intensiven, ungewöhnlichen Gefühle
Je nachdem, wie tief du in deine Psyche eingedrungen bist, und wer dich in der Realität und in der Fantasie dabei begleitet hat, wirst du dich an Einzelheiten erinnern. Vielleicht hast du die Zähne zusammengebissen, um jemandem zu zeigen, wie hart und zäh du bist. Oder du hast geschrien, gewimmert und gefleht, um deine weichen und verletzlichen Seiten zu zeigen.
Was immer du getan hast – es hat etwas mit dir „gemacht“. Du hast Gefühle durchlebt, deren Wert du erst nachher erkennst. Wenn du das Wagnis nicht eingegangen wärest, hättest du diese Gefühle nie erfahren.
Schweigen oder schreiben?
Die meisten Menschen reden nicht darüber. Sogar die meisten Autoren und Autorinnen weigern sich, darüber zu schreiben. Was du im Internet liest, sind meist erfundene, sehr übertriebene Geschichten die nichts über die wundersame Gefühlswelt verraten, durch die du wie im Rausch gereist bist. Geschichten aus der Retorte ohne innere Beteiligung. Haben wir nicht gelernt, Gefühle in die Gehirne hineinzumalen? Ja, haben wir - aber wir fürchten uns dennoch davor.
Wenn wir Autorinnen und Autoren darüber schreiben, dann denken die Menschen, wir hätten all dies durchlebt. Manche von uns Autorinnen und Autoren weigern sich allein deshalb, eine Geschichte über solche Erfahrungen zu veröffentlichen. Du brauchst sehr viele Worte. Um über solche Gefühle zu schreiben- und manche dieser Worte gelten als „verräterisch“.
Töne, Geräusche, ein Luftzug und am Ende ein unterdrückter Aufschrei
Doch sind sie es wirklich? Einen Hieb mit einem Rohrstock auf ein nacktes Gesäß zu applizieren ist eine Sache von Sekunden. Doch allein deine Erwartungen, die du in den wenigen Sekunden spürst, in denen du auf den Schlag wartest, kann eine halbe Buchseite füllen. Die Luftströmungen, die Blindschläge in die Luft, der Moment des Auftreffens, der zuerst als Schall zu deinen
Ohren eilt. Der Schmerz, der einige Millisekunden später durch die Nervenbahnen wandert und schließlich auf dein Gehirn trifft. Erst dann wirst du aufschreien. Später wird es zu einer Erfahrung werden und sich in deiner Psyche sammeln. Das sind die sinnlichen Erfahrungen - jedenfalls ein Teil davon. Aber da wäre noch mehr … du hörst auf deine inneren Stimmen, die Stimme deiner Peinigerin … und du versuchst, dich zu erinnern, wann du schon einmal Ähnliches erlebt hast. Alles verbindet sich mit allem, und am Ende ersteht ein farbiges Gemälde, das du wieder abrufen kannst.
Wenn du innerlich beteiligt bist ...
Du magst vielleicht denken, dass ich dies alles erfunden habe – und du könntest sagen, es wäre unmöglich, dies wirklich so zu empfinden. Aber ich habe es weder erfunden noch empfunden. Es sind Geschichten, die andere Menschen erlebt haben, die von anderen erzählt wurden. Sie müssen nicht einmal wahr sein. Wann immer du zweifelst - eine gut erfundene Geschichte wird zur wahren Geschichte, wenn sich deine Leserinnen und Leser in die Situation deiner Figur einfühlen können.
Das ist letztlich das Geheimnis. Wer Liebesromane schreibt, darf verträumt sein, wer Erotikromane schreibt, darf Lüste empfinden. Und wer Romane über seltsame Praktiken schreibt, der darf zucken und aufschreien, sich fürchten und die Schmerzen der Figuren mitfühlen. Was denn eigentlich sonst?
Die Redaktion hat Grund zu der Annahme, dass die meisten Autorinnen, die entsprechende erotisch-fetischistische Romane unter ihrem eigenen Namen oder einem nachprüfbaren Pseudonym geschrieben haben, keine eigenen Erfahrungen hatten. Der "Gefühlstransfer" zum Publikum gelang dennoch, weil die Leser(innen) ebenfalls nicht über eine entsprechende Praxis verfügten, aber ähnlich heftige geheime Wünsche hatten.